Zeitzeugengespräch mit Frau Charlotte Knobloch
Zeitzeugengespräche mit Holocaust-Überlebenden sind an unserer Schule mittlerweile ein fester Bestandteil des Geschichts- und Politikunterrichts geworden. So gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Zeitzeugengespräche entweder vor Ort in der Schule oder pandemiebedingt über eine Videokonferenz mit den Schülerinnen und Schülern.
Mit Frau Charlotte Knobloch ist es der Schule gemeinsam mit Frau Birgit Mair vom ISFBB (Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung) gelungen, eine ganz besondere Zeitzeugin für dieses Schuljahr zu gewinnen. Als amtierende Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden genießt Frau Knobloch großes Ansehen in der Öffentlichkeit. Bei vielen Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern war die Vorfreude groß, als sie erfuhren, dass Frau Knobloch eigens aus München anreist, um mit ihnen sprechen zu können.
Vor politisch und historisch interessierten Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 9 und Z10 hat Frau Knobloch zunächst über ihre Erfahrungen als junges Mädchen im nationalsozialistischen Deutschland gesprochen. Tief bewegt waren alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, als Frau Knobloch davon berichtete, wie sie als Kind einer jüdischen Familie immer wieder Opfer von Ausgrenzung und Verfolgung wurde. Es sind Erfahrungen, die aus heutiger Sicht kaum vorstellbar scheinen, und dennoch ermöglichen sie ein besseres Bild über die dramatische Situation von Millionen Jüdinnen und Juden in der damaligen Zeit. Trockene Zahlen und schlichte Statistiken aus dem Geschichtsbuch werden verknüpft mit dieser schicksalshaften Biografie von Frau Knobloch.
Das Zeitzeugengespräch ermöglichte unseren Schülerinnen und Schülern jedoch nicht nur einen besseren Rückblick in die Vergangenheit, sondern auch einen tieferen Blick auf unsere Gegenwart und Zukunft. 77 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es von Jahr zu Jahr immer weniger Zeitzeugen, die aus der damaligen Zeit berichten können. Umso eindrucksvoller war der Rat von Frau Knobloch an die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zeitzeugengesprächs: „Demokratie in Deutschland ist keine Selbstverständlichkeit. Die eigene Meinung frei und ohne Angst vor Verfolgung sagen zu können ist ein Privileg, das Millionen von Menschen weltweit heute nicht haben. Also nutzt diese Möglichkeiten und lasst euch niemals die eigene Meinung diktieren.“
Wir danken Frau Knobloch herzlich für ihren Besuch an der Wirtschaftsschule und wünschen ihr alles Gute, viel Gesundheit und dass wir uns im nächsten Schuljahr wieder zu einem Zeitzeugengespräch sehen können.
Thomas Fackelmann, OStR
Fachbereich Geschichte, Politik und Gesellschaft