Hollman Morris

Hollman Morris wurde 2011 mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis für seinen bewundernswerten Mut, die Opfer des schrecklichen bewaffneten Konflikts in seinem Heimatland Kolumbien in den Medien sichtbar zu machen.


Aktuelles

Am Dienstag, 8. Juni 2021 gab Hollman Morris, Träger des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2011, William Bastidas von Latinotopia ein Interview zur aktuellen Lage in Kolumbien.

Die aktuelle Situation in Kolumbien

Seit dem 28. April 2021 finden in Kolumbien landesweit Protestmärsche und Demonstrationen gegen die Regierung statt. Diese sind teilweise mit massiv gewalttätigen Ausschreitungen verbunden. Menschenrechtsorganisationen weltweit prangern die massiven Menschenrechtsverletzungen im Land an.

Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt Nürnberg: „Es ist dramatisch zu sehen, in welch Ferne der Frieden in Kolumbien derzeit rückt. Ich bin dankbar, dass es so wachsame und unerschrockene Journalist*innen wie Hollman Morris gibt, die sich immer wieder selbst in Gefahr begeben, um Menschenrechtsverletzungen aufzudecken und die internationale Gemeinschaft mit ihren Berichten wachrütteln. Ich erwarte, dass sowohl die Bundesrepublik als auch die EU, die den Friedensprozess in Kolumbien mit vielen Programmen unterstützen, deutlich die Einhaltung der Menschenrechte einfordern.“

Dr. Rainer Huhle, Teil des Vorstandsteams des Nürnberger Menschenrechtszentrums (NMRZ) ist eng mit dem Land Kolumbien verbunden und gab dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg in einem Interview einen kurzen Einblick in die aktuelle Lage.


Wer ist Hollman Morris?

Hollman Morris (geboren am 17. August 1968) machte seinen Abschluss in Sozialkommunikation und Journalismus an der Javeriana Pontifical Universität in Bogotá, Kolumbien. Seit über 15 Jahren arbeitet er als Journalist. Während seiner gesamten beruflichen Laufbahn hat er sein Wissen über Konfliktlösung, bewaffnete Konflikte und Menschenrechte ständig erweitert.

Er begann seine Laufbahn beim Rundfunk als Reporter bei Radio Santa Fé und Todelar und ging dann zum Fernsehen, wo er als Reporter für verschiedene Nachrichtenmagazine tätig war und über die Themen Frieden und Menschenrechte berichtete. Er hat auch für die BBC, für Channel 4 und für Radio France Inter gearbeitet.

Im Jahr 2000 richtete Morris eine neue Abteilung zum Thema Frieden und Menschenrechte bei der überregionalen Zeitung "El Spectador" ein. Hier konzentrierte er sich auf Berichte über den bewaffneten Konflikt in Kolumbien aus der Perspektive der Menschenrechte. Im Zuge dieser Arbeiten schrieb er auch über Menschenrechtsverletzungen und sah sich schließlich, nachdem er Morddrohungen erhalten hatte, gezwungen, das Land zu verlassen. Diese Entscheidung wurde von Amnesty International unterstützt, das ihm und seiner Familie ein in Spanien angesiedeltes Programm für Menschenrechtsaktivisten anbot.

Nachdem er 2003 nach Kolumbien zurückgekehrt war, begann er sofort im Fernsehen das Wochenmagazin "Contravía" (Gegen den Strom) zu leiten. Das Programm wurde vom Andenprogramm der EU für Menschenrechte und Demokratie unterstützt. Dies ermöglichte ihm, eine Art von Journalismus zu entwickeln, der unabhängig war und sich darauf konzentrierte, den Vergessenen zu helfen und sich mit dem zu beschäftigen, was Morris "die andere Seite von Kolumbien" nennt.

Einer der wichtigsten Beiträge von Hollman Morris zu den Menschenrechten ist, dass er die Opfer des schrecklichen bewaffneten Konflikts in Kolumbien sichtbar gemacht hat und ihnen durch seine journalistische Arbeit eine Stimme gibt.Während der vergangenen sieben Jahre haben sich seine beinahe 300 Fernsehprogramme mit der Erinnerung an die Tragödie und an die Hoffnung im kolumbianischen Krieg beschäftigt. Viele führende Menschenrechtsaktivisten in Kolumbien halten sein Videoarchiv für eine wichtige Informationsquelle, die zum Verständnis der jüngsten Geschichte des Landes beiträgt.

Einige journalistische Recherchen von Morris haben dazu beigetragen, dass schreckliche Fälle von Menschenrechtsverletzungen nicht mehr straflos geblieben sind. Einige seiner Arbeiten werden von Ermittlern, Richtern und Staatsanwälten als Beweismaterial benutzt. Der größte Beitrag, den seine Arbeiten geleistet haben, liegt jedoch darin, dass sie Teil der Geschichtsschreibung über die jüngste Vergangenheit Kolumbiens geworden sind und die Erinnerung an die Opfer und an die Menschenrechtsverletzungen im Land wach gehalten haben.

Diese ständige Anklagearbeit, die Suche nach der inoffiziellen Lesart hat dazu geführt, dass Morris und seine Familie in den letzten zehn Jahren immer wieder bedroht wurden. Außerdem hat der kolumbianische Präsident Uribe Morris bei verschiedenen Gelegenheiten beschuldigt, mit den Rebellen der FARC, der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, zusammenzuarbeiten. Morris sagt, dass er sich häufig mit der FARC getroffen hat, und zwar im Zusammenhang mit seiner Arbeit, der Berichterstattung über den Konflikt. Er gehörte auch zu der Gruppe von Journalisten, Richter und Oppositionspolitiker, deren Telefone illegal von der kolumbianischen Staatssicherheit DAS abgehört wurden. Beinahe zwei Dutzend frühere Mitarbeiter des DAS wurden wegen krimineller Verschwörung bei diesem Skandal verhaftet und warten auf ihr Gerichtsverfahren.

Im Mai 2010 wurde Morris als einer von 12 ausländischen Reportern ausgewählt, die an der Harvard University in das Nieman-Programm für das akademische Jahr 2010-2011 aufgenommen wurden. Das Programm der Nieman-Stiftung soll ausländischen Journalisten, eine sichere, wenn auch nur zeitweilige Zuflucht bieten, die zur Zielscheibe geworden sind, weil sie Diktatoren und privilegierte Oligarchen herausgefordert und in Frage gestellt haben. Ihm wurde jedoch gemäß dem Abschnitt "terroristische Aktivitäten" der amerikanischen Patriot Act das Visum für die USA verweigert. Diese Entscheidung wurde von Einzelpersonen und Gruppen weithin verurteilt, unter anderem vom Komitee zum Schutz von Journalisten und von Human Rights Watch. Ende Juli 2010 widerrief das amerikanische Innenministerium die Entscheidung, ihm das Visum zu verweigern, und Hollman Morris konnte mit seiner Familie in die USA einreisen, wo er im Augenblick lebt.

Auszeichnungen

2010

Chavikin Preis für Journalismus, Nacla, New York

2007

Menschenrechtsverteidiger, Human Rights Watch, New York

2007

Nuevo Periodismo Iberoamericano, García Márquez Foundation, Monterrey

2007

Circulo de Periodistas de Bogota, Bogotá

Weitere Informationen

Preisbroschüre 2011

URL dieser Seite
<http://www.nuernberg.de/internet/menschenrechte/morris.html>