Ibn Abdur Rehman
Ibn Abdur Rehman wurde am 1. September 1930 in Harayana, Indien, geboren. Er ist verheiratet und lebt heute mit seiner Frau, seinen zwei Töchtern und drei Söhnen in Pakistan.
Ibn Abdur Rehman ist eines der Gründungsmitglieder der Human Rights Commission of Pakistan (HRCP, Menschenrechtskommission Pakistan, einer unabhängigen Nicht-Regierungsorganisation) und seit 1990 ihr Direktor. 1994 wurde er zum Human Rights Watch Monitor ernannt. Er ist schon immer eine treibende Kraft hinter den Politikentscheidungen der Kommission, die zu Aktionen und Kampagnen zu bestimmten Fragen geführt haben (Gesetzgebung gegen Leibeigenschaft, Verbesserung des Jugendstrafsystems, Wiederherstellung des Joint Electorate System [Wahlsystem unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit], Unterstützung der sehr kleinen christlichen Minderheit).
Ehe er sein Amt als Direktor von HRCP antrat, war er ein außerordentlich angesehener Journalist und Zeitungsredakteur, und er schreibt auch heute noch in den führenden Zeitungen und Zeitschriften Pakistans zu Menschenrechtsfragen. Er hat einen bedeutenden Beitrag zur Bewusstseinsbildung über Menschenrechtsfragen und Grundfreiheiten an der Basis und in den verschiedenen Gemeinschaften (Workshops und Treffen in den abgelegensten Teilen des Landes) geleistet. Er ist eine Quelle der Inspiration für Menschenrechtskämpfer, nicht nur bei den Mehrheitsgruppen, sondern auch bei den Minderheiten.
Ibn Abdur Rehman hat den religiösen Minderheiten in Pakistan wertvolle Dienste geleistet, die unter aufeinander folgenden Regierungen immer wieder unter religiöser Verfolgung und Diskriminierung zu leiden hatten (indem er zum Beispiel die Aufmerksamkeit auf das harte Los der Christen lenkte, die unter den Blasphemy Laws [Gesetzen zur Gotteslästerung] angeklagt waren). Er hat sich stets in Opposition zu undemokratischen Normen und Systemen befunden und hat sich immer für soziale Gerechtigkeit und die Rechte der Machtlosen eingesetzt.
Ibn Abdur Rehman hat sich aktiv an der Unterstützung der Track Two Diplomatie für Frieden und Versöhnung zwischen Indien und Pakistan beteiligt. Er arbeitete maßgeblich an der Gründung des Pakistan-India Forums mit, das Kontakte von Mensch zu Mensch und persönliche Austauschmaßnahmen anregt und unterstützt. Damit hat er sich den Zorn der Militärs und der kompromisslosen militanten islamischen Organisationen zugezogen.
Mehrfach hat er sich mit Organisationen auf beiden Seiten der Kaschmir-Trennlinie getroffen, um besseres Verständnis und Zusammenarbeit in dieser Region zu fördern. Für diese Arbeit ist er in der Friedensbewegung von Indien und von Pakistan wohlbekannt.
Seit 1990 ist Ibn Abdur Rehman Direktor von HRCP. In dieser Eigenschaft hat er Koalitionen zwischen verschiedenen Gruppen auf lokaler und regionaler Ebene zur Förderung der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit zustande gebracht (Joint Action Committee in Pakistan mit Kampagnen zu verschiedenen Fragen; South Asian Forum for Human Rights; South Asians for Human Rights) und auch Beiträge bei Umweltgruppen und anderen Gruppen geleistet, die sich für soziale Gerechtigkeit engagieren.
Er ist Kapitelvorstand des Pakistan-India People's Forum for Peace and Democracy und Berater des Asian Forum for Human Rights and Development (Bangkok). Er hat sich an einigen Beratungen zur Lösung von bilateralen und regionalen Konflikten beteiligt.
Pakistan hat den längsten Teil seiner Existenz unter militärischen Regierungen verbracht – was zu einer Unterdrückung elementarer Freiheiten, einer Verzerrung des Regierungssystems und des Rechtssystems durch willkürliche Verfassungsänderungen und persönliche Diktate führte. Abweichende Meinungen werden kaum toleriert, und das Verwaltungssystem ist darauf ausgerichtet, die Mächtigen gegen die Armen zu bevorteilen. Militärpersonal scheint über jedem Gesetz zu stehen und hat sich in allen Einrichtungen und Organisationen der Regierung festgesetzt. Unter diesen Umständen ist Menschenrechtsarbeit schwierig und riskant.
Als Direktor von HRCP und auf Grund seiner persönlichen Weltanschauung stand Ibn Abdur Rehman stets in der vordersten Front des Kampfes für Grundrechte in Pakistan. Er wurde wegen gewerkschaftlicher Tätigkeit entlassen und wegen seiner Ansichten und seiner Arbeit für die Bürgerrechte ins Gefängnis gesteckt.
Schon vor der Gründung von HRCP war Ibn Abdul Rehman wohlbekannt und wurde für seine Arbeit als Journalist und Herausgeber außerordentlich geschätzt. Er nahm seine berufliche Tätigkeit 1950 auf und arbeitete als Redakteur für verschiedene einflussreiche Presseorgane (unter anderem The Pakistan Times; Azad, eine Tageszeitung in Urdu, die sich gegen den Krieg in Bengalen aussprach; Viewpoint, eine Wochenzeitschrift, die sich in Opposition zum autoritären Regime befand und länger als jede andere Zeitschrift unter der Zensur zu leiden hatte). Sein Ruf für analytisches Denken, Glaubwürdigkeit und Integrität machten ihn zu einem außerordentlich gefragten Berater von NGOs und Gastredner in der akademischen Welt. Seine herzliche Wärme, sein Humor und seine scharfe Intelligenz haben ihm einen sehr großen Kreis guter Freunde gewonnen.
Ibn Abdur Rehman wurde 2003 mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet.
Er verstarb am 12. April 2021 in Lahore, Pakistan.