Erinnerungsorte für die Opfer der NSU-Gewalttaten
Wir erinnern an das erste Anschlagsopfer der Terrorgruppe „NSU“
Am Sonntag, 23. Juni 2024, jährt sich der erste Anschlag des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) zum 25. Mal. Der damals 18-jährige Mehmet O. wurde 1999 bei einem Sprengstoffanschlag auf seine Pilsbar „Sonnenschein“ in der Scheurlstraße schwer verletzt. Bis heute leidet er unter den körperlichen und psychischen Folgen des Attentats.
Mahnmal für die Opfer der NSU-Gewalttaten am Kartäusertor
Mahnmal für die Opfer der NSU-Gewalttaten
Kartäusertor
90402 Nürnberg
Im Herbst 2011 kam ans Licht, dass Mitglieder der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ jahrelang unentdeckt morden und Anschläge verüben konnten. Zehn Menschen wurden Mordopfer aus einem einzigen Tatmotiv heraus, nämlich menschenverachtendem Rassismus. Nicht nur das Ausmaß an Hass und Gewalt sorgte für tiefe Betroffenheit, auch die Tatsache, dass diese Morde von den Ermittlungsbehörden über zehn Jahre nicht als Taten von Neonazis erkannt wurden, erfüllt alle mit Entsetzen. Als würdevolles Gedenken an die Opfer und auch als Mahnung beschlossen die Oberbürgermeister der Städte Kassel, Nürnberg, München, Rostock, Dortmund, Heilbronn und Hamburg, in denen die Morde begangen wurden, Gedenktafeln zu errichten.
Diese tragen neben der namentlichen Nennung aller Opfer eine einheitliche Botschaft:
Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: Neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!
Wir trauern um
Enver Şimşek, 11. September 2000, Nürnberg
Abdurrahim Özüdoğru, 13. Juni 2001, Nürnberg
Süleyman Taşköprü, 27. Juni 2001, Hamburg
Habil Kılıç, 29. August 2001, München
Mehmet Turgut, 25. Februar 2004, Rostock
İsmail Yaşar, 9. Juni 2005, Nürnberg
Theodoros Boulgarides, 15. Juni 2005, München
Mehmet Kubaşık, 4. April 2006, Dortmund
Halit Yozgat, 6. April 2006, Kassel
Michèle Kiesewetter, 25. April 2007, Heilbronn
Gemeinsame Erklärung der Städte Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund, Kassel und Heilbronn, April 2012.
Einweihung
Am 21. März 2013, dem „Internationalen Tag gegen Rassismus“, wurde das Nürnberger Mahnmal eingeweiht. Es nahmen etwa 400 Bürgerinnen und Bürger teil, unter ihnen auch Angehörige der drei Nürnberger Opfer Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru und İsmail Yaşar.
In Nürnberg befindet sich das Mahnmal in unmittelbarer Nähe der „Straße der Menschenrechte“ und kann deshalb sehr gut in Bildungsveranstaltungen einbezogen werden. Das Konzept wurde von der Stadt Nürnberg und den Angehörigen der drei Nürnberger Opfer gemeinsam entwickelt. Neben der Stele gehören zum Mahnmal vier Ginkgo-Bäume, von denen drei für die Nürnberger Opfer der NSU-Terrorzelle stehen und der vierte für alle anderen Opfer rechtsextremer Gewalt.
Der CVJM hat die Patenschaft für die Bäume übernommen. Die Pflanzung der Ginkgo-Bäume setzt die Aktion „Bäume für Menschenrechte“ fort, bei der zum 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte im Jahr 2008 über 60 Menschenrechtsbäume gepflanzt wurden.
Gedenktafeln an den Tatorten
Neben dem offiziellen Mahnmal haben engagierte Bürgerinnen und Bürger an den Tatorten Gedenktafeln errichtet.
Am Tatort Liegnitzer Straße, an dem Enver Şimşek am 11. September 2000 ermordet wurde, hat sich ein ökumenischer Kreis aus den anliegenden Gemeinden Altenfurt, Moorenbrunn, Langwasser und Fischbach zusammengetan, um das Verbrechen, das sich in ihrem direkten Lebensumfeld ereignet hat, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Seit 13. September 2021 heißt hier der Platz nun offiziell Enver-Şimşek-Platz.
Am Tatort Scharrerstraße, dem ehemaligen Standort des Imbissbetreibers İsmail Yaşar, der am 9. Juni 2005 ermordet wurde, erinnert eine Wandtafel. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum 10. Todestag wurde eine Bronzeplatte in der Scharrerstraße verlegt.
Am Tatort Gyulaer Straße erinnert ein Schild an der Hauswand der ehemaligen Schneiderei und seit Juni 2021 auch eine Gedenkstehle der Stadt Nürnberg an den Mord an Abdurrahim Özüdoğru.
Gedenkveranstaltung zu Ehren Abdurrahim Özüdoğru
Am 13. Juni 2021 jährte sich der Mord an Abdurrahim Özüdoğru in Nürnberg zum 20. Mal. Er war das zweite von zehn Mordopfern der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“. Zum gemeinsamen Gedenken luden daher am Sonntagabend die Stadt Nürnberg zusammen mit der Allianz gegen Rechtsextremismus ein.
Die Gedenkveranstaltung vom 13. Juni 2021 können Sie sich hier ansehen:
Der MOSAIK Jugendpreis - Mit Vielfalt gegen Rassismus
Der MOSAIK Jugendpreis – mit Vielfalt gegen Rassismus wird seit 2015 von der Stadt Nürnberg und der Landeshauptstadt München im Gedenken an die bayerischen Opfer der rechtsextremen terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) verliehen.