Preisverleihung 2017
In einer der ergreifendsten Verleihungen des Internationalen Nürnberger Menschenrechtpreises appellierten die hochkarätigen Rednerinnen und Redner an die Staatengemeinschaft und an die nationalen Gerichte, Völker- und Menschenrechtsverbrechen nicht ungeahndet zu lassen.
Stephen Rapp, ehemaliger Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda und am Sondergerichtshof für Sierra Leone
"Manche Länder, wie zum Beispiel Deutschland, haben ein Strafgesetz, das die Anwendung des Weltrechtsprinzips erlaubt; dies ist nach nationaler Gesetzgebung für Verbrechen wie Folter zulässig, die als Bedrohung für die gesamte Menschheit anerkannt sind und die ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit des Opfers oder des Täters strafrechtlich verfolgt werden können, wenn ein Staat dazu willens und in der Lage ist. ...
Syrien ist ein Land, in dem Söhne oder Töchter auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit „verschwinden“ können, verschleppt in Haft-, Folter- und Mordstätten, aus wer weiß welchen Gründen – vielleicht nur, weil aus dem Ausweis ersichtlich ist, dass sie in Orten geboren sind, die mit der Opposition in Verbindung gebracht werden. Es ist ein Land, in dem Krankenhäuser, Krankenwagen, Ärzte und Krankenschwestern im Fadenkreuz des Todes und der Zerstörung stehen. Es ist ein Land, in dem Giftgas, das die Welt vor 100 Jahren nach den Schrecken der Westfront [im ersten Weltkrieg] verboten hat, gegen Unschuldige zum Einsatz gebracht wird."
Kenneth Roth, Direktor von Human Rights Watch
Welcher Mechanismus auch immer gewählt wird, jedenfalls werden die Fotos von Caesar dazu beitragen, dass die führenden Personen in der Assad-Regierung und andere in der Befehlskette strafrechtlich verfolgt werden, nicht nur dafür, dass sie Zivilisten mit Bomben und Giftgas angegriffen und belagert haben, sondern auch für die Schrecken, die sie den in ihren Haftanstalten gefangenen Menschen zugefügt haben. Wir alle schulden Caesar unseren höchsten Respekt und unsere tiefste Bewunderung für den Mut, mit dem er diese Beweismittel der Außenwelt zur Verfügung gestellt hat. Jetzt obliegt uns allen die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Verbrechen, die er dokumentiert hat, schnellstmöglich beendet werden, und dass die Menschen, die sie angeordnet haben, endlich dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly begrüßte die rund 700 Gäste im Nürnberger Opernhaus, darunter auch Barbara Lochbihler, Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses des Europäischen Parlaments. Sie sieht in den Fotos von "Caesar" einen Appell an die Menschheit, sich den Folterknechten und Mördern in Syrien entgegenzustellen.
Garance Le Caisne, Autorin des Buches "Codename Caesar. Im Herzen der syrischen Todesmaschenerie" nahm den Preis stellvertretend entgegen.