Gender Mainstreaming
Am 17. Oktober 2007 beschloss der Stadtrat, dass künftig in und von allen Dienststellen der Stadtverwaltung Nürnberg das Prinzip Gender Mainstreaming zur Beförderung der Geschlechtergerechtigkeit anzuwenden ist (Baugesetzbuch § 1 Abs. 6).
Das Stadtplanungsamt ist seit dem Jahr 2003 eine von neun Pilotdienststellen in der Stadt Nürnberg, die sich intensiv mit der Einführung des Gender Mainstreaming Prinzips befassen.
Für die MitarbeiterInnen eines Stadtplanungsamtes ist Gender Mainstreaming planungsimmanent. Denn in einer öffentlichen Verwaltung ist selbstverständlich auch die räumliche Planung dem Gleichbehandlungsgrundsatz verpflichtet, hat alle Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen. Es besteht allerdings weitgehender Konsens nicht nur unter den Nürnberger Fachleuten, dass es keine Gender- Mainstreaming- Musterplanung in der Stadtplanung geben kann; zu verschieden sind die einzelnen Ansprüche und Bedürfnisse.
Das Stadtplanungsamt hat bereits 1996 städtebauliche Kriterien für eine frauenfreundliche Planung erstellt und allen Arbeiten zugrunde gelegt.
Die Zielsetzungen
- „alle Bevölkerungsgruppen sollen profitieren von der veränderten Prioritätensetzung; keine Negierung einzelner Bevölkerungsgruppen…
- keine Festigung bestehender gesellschaftlicher Strukturen bzw. Rollenzuweisungen; es sind Voraussetzungen für die Gleichberechtigung zu schaffen.“
gelten auch im Sinne von Gender Mainstreaming weiter.
Vor allem die erarbeiteten Kriterien für die Infrastrukturausstattung, die Verkehrsplanung, für Grünanlagen und Parks sowie das Wohnumfeld können auf eine gendergerechte Planung angewendet werden.
Als Pilotdienststelle ergriff das Stadtplanungsamt eine Reihe von Initiativen, um Gender Mainstreaming in die Planung zu integrieren und das Bewusstsein dafür bei den MitarbeiterInnen weiter zu stärken.
Workshop
Zur Sensibilisierung von Gender Aspekten führte die Frauenbeauftragte in Kooperation mit dem Stadtplanungsamt der Stadt Nürnberg ein Workshop mit dem Thema „Die Gender Perspektive als Querschnittsaufgabe beim Planen und Bauen“ für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Baureferat durch. Als Referentinnen konnten Frau Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell und Dipl. Geogr. Ingrid Heineking von der Leibnitz Universität Hannover, gender Archland Forum für Genderkompetenz in Architektur Landschaft Planung, gewonnen werden. Die abschließende Bewertung der TeilnehmerInnen zeigte, dass durch die vermittelten Informationen und das Hintergrundwissen für viele das „Gespenst“ Gender Mainstreaming an Schrecken verlor.
Broschüre „Gender Mainstreaming - Leben in der Stadt“
Um das Thema Gender Mainstreaming weiter zu beleuchten und unter verschiedenen Blickrichtungen zu betrachten, wurde in Zusammenarbeit mit der Redakteurin Frau Sigrid Merkel M. A. die Broschüre „Gender Mainstreaming – Leben in der Stadt“ herausgegeben.
Sie befasst sich mit folgenden Themen: Gender Mainstreaming in der Praxis, Angsträume-Angstträume-Freiräume, Stadtplanung wider den Tunnelblick, Spielflächen für Mädchen und Buben, Personalplanung nach Maß, Gender Mainstreaming in München, Gleiche Chancen die beruhigte Stadt.
Gender Mainstreaming – Leben in der Stadt, Broschüre
Gender Check
Ein neu gestalteter Platz und ein Bebauungsplan wurden dem Gender Check unterzogen. Anhand von Genderkriterien wurde überprüft, ob die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen in unterschiedlichen Lebenssituationen - im Sinne von „diversity management“ berücksichtigt wurden. Unterschieden wurden die Anforderungen von berufstätigen Frauen und Männern, in familienarbeit Tätigen oder in Kombination von beiden, von Kindern, Jugendlichen, SeniorInnen und Menschen mit Behinderung Insbesondere wurden die Nutzungsqualität, Nutzungsmöglichkeiten, Aufenthaltsqualität, Gebrauchsfähigkeit und Sicherheit überprüft.
Zusammenfassend wurde ein Leitfaden „Gender Mainstreaming in der Stadtplanung“ erarbeitet, der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtplanungsamtes die Umsetzung von Gender Mainstreaming im Planungsalltag erleichtern soll. Er legt komprimiert Gender Mainstreaming-Kriterien und Ziele dar und zeigt Fragen auf, die für GM in den unterschiedlichen Planungsebenen von Belang sind. Er enthält Anhaltspunkte, um die Auswirkungen der Planungen auf unterschiedliche Zielgruppen zu hinterfragen und zeigt Kriterien auf, diese auf der Planungsebene einzubeziehen und zu begründen sowie Chancengleichheit fachplanerisch darzustellen.
Es zeigt anhand von Checklisten entsprechend der differenzierten Planungsebenen - Flächennutzungsplanung, Bauleitplanung und Gestaltungsplanung - unterschiedliche Ziele und Kriterien zur Überprüfung der Planungen auf.
Das Ziel der Gender gerechten Stadtplanung ist eine gleichstellungsorientierte Planung, die räumliche Angebote und Alltagssituationen für Frauen und Männer, Mädchen, Jungen SeniorInnen und Behinderte in unterschiedlichen Lebenssituationen schafft.
Es sind gleiche Möglichkeiten zur Aneignung und Nutzung von Räumen herzustellen.