2012: Dürers Triumphzug
Eine multimediale Zeitreise im Rathaussaal
3. bis 12. August 2012
Kaum bekannt: Im Nürnberger Rathaus hat Albrecht Dürer seinen größten Auftrag realisiert. Er entwarf den Wandmalereizyklus für die Nordwand im Rathaussaal mit dem "Triumphwagen Kaiser Maximilians I.", mit dem die Stadt dem Kaisertum huldigte und der "Verleumdung des Apelles", die sich genau dort befand, wo die Stadt einst Gericht hielt.
In einer spannenden Zeitreise konnten die Besucher*innen die Geschichte dieser Wandmalereien erleben. Sieben Panoramaprojektoren mit 6-facher Full HD Auflösung und Kino-Sound zauberten die Rathausbemalungen in einer ca. 10-minütigen Show auf die 40 Meter lange Nordwand.
Eine Geschichte über Dürer, über Restaurierung, Renovierung, Übermalung und über die unwiederbringliche Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Zum 2012 ausgerufenen "Jahr der Kunst" wurde sie erstmals erzählt.
Auftaktwochenende
Begleitend zur Zeitreise im Rathaussaal verwandelte sich das Rathaus für ein Wochenende in einen Ort der Kunst und Kultur.
RathausART
Bereits vor 500 Jahren wurden im Nürnberger Rathaus in den sogenannten Verkaufsgewölben Kunst, Graphik und Bücher verkauft. Schon Dürers Ehefrau Agnes vertrieb dort dessen Druckgraphik und auch Dürers Vater unterhielt hier einen Laden. Die erste Nürnberger RathausART knüpfte an diese Tradition an und präsentierte Nürnberger Galerien mit deren Künstler*innen in der Ehrenhalle. Einige Sonderaktionen der Galerien im Innenhof rundeten das Kunst-Wochenende ab.
Dürer trifft Informatik
Besucher*innen konnten in die geheimnisvolle Welt der Anamorphosen eintauchen und entdecken, was Dürers Perspektivapparate und die aktuelle Computertechnik gemeinsam haben! Anamorphosen sind bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Bilder, die erst durch die Betrachtung z.B. in zylinderförmigen Spiegeln ihr Geheimnis Preis geben. Die Universität Erlangen-Nürnberg sorgte für viele anschauliche Bespiele. Kinder waren zum Basteln eingeladen, Eltern (oder die ganze Familie) konnten sich vor Ort in eine Anamorphose "verwandeln".
Triumphzug der Kinder
Der Innenhof des Rathauses wurde zur Kreativ-Werkstatt für Jung und Alt. Auch dabei stand natürlich Dürer im Mittelpunkt. Welche Gestaltung hat sich der große Meister für das Rathaus ausgedacht? Und wie könnte so ein Triumphzug heute aussehen? Alle Kinder ab 6 Jahren waren eingeladen, eigene Figuren für einen besonderen Festzug zu gestalten: der Triumphzug der Kinder zog durchs ganze Rathaus! Außerdem konnten bunte Dürer-Buttons mit Motiven aus den Bemalungen angefertigt werden.
Zur Geschichte des Rathauses
Auch wenn die Dürerforschung viele Regalmeter füllt, sind Dürers letzte Schaffensjahre und insbesondere seine Ausmalungen im Nürnberger Rathaus ein bis heute kaum beleuchtetes Thema.
Dürers Entwürfe für den Rathaussaal
1519/21 erhielt Albrecht Dürer einen der größten Aufträge seines Lebens, die Neugestaltung des Nürnberger Rathauses. Hintergrund für diesen Auftrag war der überraschende Tod Kaiser Maximilians I. im Jahr 1519. Nürnberg rechnete damit, dass der neue Kaiser bald seinen ersten Reichstag in Nürnberg abhalten würde. Dafür erschien dem Rat der Rathaussaal nicht repräsentativ genug.
Die Bemalungen im Rathaussaal, die Dürer und seine Werkstatt realisierten, basieren auf verschiedenen Entwürfen Dürers. Seine zentralen Werke befanden sich auf der fensterlosen Nordwand: der "Triumphzug", die "Verleumdung des Apelles" und der "Pfeiferstuhl". Nicht umsonst wird sie deshalb häufig auch als "Dürer-Wand" bezeichnet. Die Südwand versah Dürer mit Rundbildern mit Römertugenden und Gerechtigkeitsbildern.
Umgang mit den Bemalungen
Im Laufe der Jahre sorgten Kerzenruß und Tageslicht für das Verblassen der Malereien. 1613/21 wurde der Saal erstmals komplett renoviert, wobei die von Dürer entworfenen Bildideen erhalten blieben. Die beauftragten Künstler galten als Verehrer Dürers und Experten seines Werkes, die ihren eigenen Ehrgeiz zügelten, um im Sinne Dürers zu wirken.
1904/05 wurde der Rathaussaal erneut renoviert und die Bemalung erstmals in schwarzweißen Fotografien dokumentiert. Zur gleichen Zeit nahmen die Restauratoren zudem Teile der bemalten Putzschicht der Wände ab und fertigten Kopien einiger Wandmalereien an, die als Farbmuster dienten. Sie wurden im Rahmen der Generalrevision der Abteilung Gemälde und Skulpturen der Museen der Stadt Nürnberg erstmals komplett erfasst.
Umgang nach der Zerstörung des Rathaussaales
1945 wurde das Rathaus vollständig zerstört; sein Wiederaufbau zog sich viele Jahre. Der Rathaussaal war noch einmal Thema, als die Stadt 1978 beschloss, den wieder aufgebauten Saal in seinen historischen Grundelementen zu rekonstruieren. Doch die Wände des Saales blieben weiterhin weiß – bis heute.
Jahr der Kunst
Albrecht Dürer (1471–1528) – seine frühen Jahre, sein Netzwerk, seine Förderer und das kleine Quäntchen Glück, darum ging es in Deutschlands größter Dürerausstellung seit 40 Jahren im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Die älteste deutsche Kunstakademie – steht in Nürnberg und feierte 2012 ihren 350. Geburtstag.
Zwei Anlässe für die Stadt Nürnberg, die Kunst ein Jahr lang in den Mittelpunkt zu stellen. Das "Jahr der Kunst" 2012 in Nürnberg verfolgte somit ein doppeltes Ziel: Die Beschäftigung mit dem Künstlergenie Albrecht Dürer zum einen und mit den vielen jungen Künstler*innen der Nürnberger Kunstakademie, die gerade am Beginn ihrer Karriere stehen, zum anderen. Damit wollte das "Jahr der Kunst" 2012 unter Beweis stellen, dass Nürnberg nicht nur im 15. Jahrhundert eine kreative Künstlerschmiede war.
Dürer-Vorträge
Die renommierten Dürer-Vorträge widmenten sich am Sonntag, den 5. August 2012 ganz dem Nürnberger Rathaus. Hier erfuhren Sie auch, warum die einzigen überlieferten, bisher kaum bekannten Farbfotografien der Saalnordwand ausgerechnet im Auftrag der NS-Regierung entstanden sind.
Dürers größtes Werk. Die Ausmalung des Großen Saales im Nürnberger Rathaus. Konzept, Funktion und Geschichte
Referent: Prof. Dr. Carsten-Peter Warncke, Lehrstuhl für Kunstgeschichte, Universität Göttingen
Nec unus – nec omnes: Das Augsburger Rathaus im Kontext von Reich und Stadt
Referent: Dr. Julian Jachmann, DFG-Netzwerk "Schnittstelle Bild", Universität Köln
Verkauft, verschenkt, vermisst. Zur Geschichte der Dürer-Bestände auf dem Nürnberger Rathaus
Referent: Dr. Thomas Renkl, freier Wissenschaftler, Herdecke
Denkmalschutz – Dokumentation – Propaganda. Der "Führerauftrag Monumentalmalerei" 1943–1945
Referent: Dr. Stephan Klingen, Leiter der Photothek am Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München