2015: 70 Jahre Kriegsende / 80 Jahre "Nürnberger Gesetze"
"Verpflichtende Vergangenheit"
Das Jahr 2015 markierte mit den Daten des 2. Januar (70 Jahre Zerstörung der Nürnberger Altstadt), des 20. April (70 Jahre Einnahme Nürnbergs durch US-Truppen), des 8. Mai (70 Jahre Kriegsende in Deutschland) und des 15. September (80 Jahre "Nürnberger Gesetze") eine Ereigniskette, die in ihrer Gesamtheit zu den bedeutenden Zäsuren der jüngeren Stadt- bzw. deutschen Geschichte zählt.
Die intensive Beschäftigung mit der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg ist im Rahmen der Historischen Bildungsarbeit, aber auch der wissenschaftlichen Debatte auch jenseits des rhythmisierten Gedenkens und Erinnerns dem Kulturreferat stets Verpflichtung. Ergänzend dazu und nicht zuletzt in Hinblick auf die abnehmende Zahl der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen trugen besondere Veranstaltungsakzente 2015 nun dazu bei, die Erinnerung im kollektiven Gedächtnis der Stadt zu bewahren und in die nachwachsenden Generationen weiterzutragen.
70 Jahre Kriegsende
Am 18. April, im Vorfeld des 70. Jahrestages der Einnahme Nürnbergs durch US-Truppen, öffnete die Zeppelintribüne ihre Türen, um über den aktuellen Zustand und die Diskussionen um die Zeppelintribüne und das Zeppelinfeld zu informieren. Aus wissenschaftlicher Perspektive beschäftigte sich vom 16.–18. Oktober im Dokumentationszentrum eine öffentliche Fachtagung mit Fragen des Umgangs mit NS-Hinterlassenschaften.
An das Kriegsende erinnerte am 7. und 19. Mai das Dokumentationszentrum u.a. mit Zeitzeugen unter dem Titel "Wege aus dem Krieg" und schlägt gleichzeitig einen Bogen zu den Kriegsschauplätzen der Gegenwart. Vom 8.–10. Mai 2015 fand in Kooperation mit dem Stadtmuseum Fembohaus, in dem ein Stadtmodell zu Zerstörung und Wiederaufbau gezeigt wurde, zum Thema "Zerstörung und Kriegsende in Nürnberg" ein Führungsmarathon statt. Neue Komponenten der Dauerausstellungen im Museum Tucherschloss und im Albrecht-Dürer-Haus beleuchten die Phase von Zerstörung und Wiederaufbau anhand ihrer Hausgeschichte, während das Spielzeugmuseum der Alltagskultur im Nürnberg der unmittelbaren Nachkriegszeit von 12. Juni-8. November 2015 die Ausstellung "Notspielzeug" widmete. Einen Akzent auf 70 Jahre Frieden setzte die „Blaue Nacht“ am 2. Mai 2015 unter dem Motto "Freiheit".
80 Jahre "Nürnberger Gesetze"
Die "Nürnberger Gesetze", die am 15. September 1935 verkündet wurden, bildeten die Basis für die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung und ebneten den Weg für deren Enteignung und Ermordung. Im Herbst 2015 nahm das Stadtarchiv den 80. Jahrestag der Verkündung zum Anlass für die Ausstellung "Die Süßheims: Leben, Wirken und Verfolgung einer Nürnberger Familie", in der dem Schicksal ihrer Mitglieder nachgegangen wurde. Gleichzeitig stellte die Publikation "Blutvergiftung. Antisemitische Propaganda, Nürnberger Gesetze und ihre Folgen für die Betroffenen" die Auswirkungen der "Rassegesetze" auf die Lebensläufe jüdischer Kinder dar. "Wurzeln" lautete das Motto der Stadt(ver)führungen 2015 vom 18.–20. September, die nicht zuletzt mit Blick auf die "Rassegesetze" Fragen der Herkunft und des Miteinanders in einer multinationalen Stadtgesellschaft unter historischen und sozialen Gesichtspunkten aufgriffen.