Frühere Preisträger: Kulturpreise der Stadt Nürnberg 2023
Als Anerkennung für künstlerische und soziokulturelle Leistungen, die neue Akzente in der Kultur und Stadtgesellschaft setzen, vergibt die Stadt Nürnberg jährlich Kulturpreise im Wert von insgesamt 20 000 Euro. Jetzt stehen die Preisträgerinnen und Preisträger 2023 fest. Am Mittwoch, 19. Juli 2023, hat der Nürnberger Stadtrat die Vergabe auf Empfehlung des Beratergremiums für kulturelle Fragen beschlossen. Die fünf, jeweils mit einem Preisgeld in Höhe von je 4 000 Euro dotierten, Kulturpreise gehen an die Choreografin Eva Borrmann, die Lyrikerin Pauline Füg, den Verein we integrate e. V., das NueJazz Festival sowie an den Kunstwissenschaftler Dr. Marian Wild.
Eva Borrmann – Choreografin
Eva Borrmann ist aus Nürnbergs freier Szene nicht mehr wegzudenken. Seit 2015 produziert sie unter dem Label Plan Mee Performances und Tanzstücke in der Region, ist mit ihren Projekten in überregionalen Netzwerken und auf Festivals vertreten. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Tradition und Innovation. Sie stellen immer wieder die relevante Frage nach dem „sozial geformten Körper“ und schaffen ein künstlerisches Abbild der Gegenwart, das unsere Wahrnehmung infrage stellt und herausfordert. In ihrer ästhetischen Komplexität und atmosphärischen Dichte lassen die Produktionen niemanden unberührt, schaffen einen sinnlichen Sog, ohne dabei an Subtilität zu verlieren. Eva Borrmann arbeitet auf innovative Weise vernetzt und spartenübergreifend was besonders in ihren letzten Produktionen „Soft Focus“ (Fotografie) und „Un Amor“ (Literatur) sichtbar wurde. „Es ist der richtige Zeitpunkt, Eva Borrmann auszuzeichnen und ihr Rückenwind für ihr weiteres, auch überregionales Wirken zu geben“, gab das Beratergremium als Begründung für seine Entscheidung an.
Pauline Füg – Lyrikerin
Pauline Füg ist Lyrikerin und Psychologin. Beide Berufe verbindet sie im Projekt DemenzPoesie, in dem sie kreative Angebote für Demenzkranke formuliert und hierfür mit Museen, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern zusammenarbeitet. Sie bringt die Lyrik zu den Menschen. Ihre Stimme verleiht ihrer Sprache den mitreißenden Rhythmus, der die Zuhörenden mitnimmt. Sie sucht die Berührung mit anderen Kunstdisziplinen, experimentiert mit der Synthese von elektronischer Musik und Dichtung. Sie publiziert in Anthologien und Literaturmagazinen und hat zwei Lyrikbände veröffentlicht. „die abschaffung des ponys" ist 2011 im stellwerck Verlag erschienen, „nach der illusion“ 2021 im Lektora-Verlag. Außerdem engagiert sich Pauline Füg für den literarischen Nachwuchs, gibt Workshops für Poetry Slam und Kreatives Schreiben. Beim Fränkischen Preis für junge Literatur ist sie Mitglied der Jury. Dessen Preisverleihung moderierte sie zudem mit Bravour während des Lockdowns in einem Online-Literaturformat.
we integrate e. V.
„we integrate e. V.“ wird vor allem aufgrund seines ausschließlich im Ehrenamt betriebenen Projekts „Exit Racism“, aber auch wegen seines sonstigen Engagements mit einem Kulturpreis ausgezeichnet. Darunter fallen unter anderem Antirassismus-Speeddatings in Kooperation mit dem Germanischen Nationalmuseum oder themenspezifische Lesungen im Staatstheater Nürnberg. Der Verein setzt sich für die Integration von Geflüchteten ein. Er unterstützt bedürftige Bürgerinnen und Bürger mit Migrationsbiografie bei der Überwindung ihrer Notlagen. Die Aktivitäten dienen dazu, den Migrierten zu einer eigenständigen Lebensführung zu verhelfen und dabei insbesondere gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Zur Verbesserung der Integrationschancen gehört die Sensibilisierung der Aufnahmegesellschaft für die besondere Situation und die Bedürfnisse der Zielgruppe. Im Rahmen von auch informellen Bildungsmaßnahmen und publikumswirksamer Öffentlichkeitsarbeit wird für Humanität, Toleranz, Gerechtigkeit und ein demokratisches Miteinander geworben und informiert.
NueJazz Festival
Mit NueJazz ist in den letzten zehn Jahren ein bundesweit bedeutendes internationales Jazzfestival entstanden. Die Initiatoren haben es mit viel Mut geschafft, ein neues und innovatives Format in Nürnberg zu etablieren. Das Festival ist ein würdiger Nachfolger des namhaften Jazz-Ost-West-Festivals und hat sich bereits in die Reihe der wichtigen Jazz-Festivals in Deutschland einreihen können. Neben den internationalen Stars liegen dem Festival durch Initiativen wie NueJazz for Kids, The European Jazzworkshop und dem Bruno Rother Wettbewerb zudem auch die Musikvermittlung und Nachwuchsförderung sehr am Herzen. Die Vernetzung innerhalb der Stadtgesellschaft ist vorbildlich. 2023 feiert NueJazz das 10-jährige Jubiläum. „Dies ist ein guter Anlass, das Festival mit einem Kulturpreis der Stadt Nürnberg zu würdigen“, so das Beratergremium.
Dr. Marian Wild – Kunstwissenschaftler
Der Kunsthistoriker, Kurator und Autor Dr. Marian Wild prägt und fördert die Kunstszene der Metropolregion wie kaum ein zweiter. Das Tätigkeitsfeld von Dr. Marian Wild ist extrem umfangreich und kann hier nur angerissen werden. Seit 2016 ist er Lehrbeauftragter an der Akademie der Bildenden Künste, seit Juli 2017 freier wissenschaftlicher Mitarbeiter des Neuen Museums Nürnberg, wo er insbesondere durch Vorträge und Führungen in Erscheinung tritt. Seit 2020 ist er assoziierter Mitarbeiter am Institut für moderne Kunst und Autor im Verlag starfruit publications, wo er an drei Publikationen in drei Jahren beteiligt war und für Oktober 2023 sein neues Buch „Einhorn, Leder, Sternenstaub – Blicke in das Universum der Queerkultur“ angekündigt ist. In diesem Jahr kuratierte er bereits Ausstellungen im Galeriehaus Defet, in einer Trattoria (in Kooperation mit dem Raumkompass der Stadt Nürnberg) und in St. Egidien: „Locked Out“ versammelte Positionen von über 50 Künstlerinnen und Künstlern aus der Region und war damit 2023 die bislang größte Kunstschau ihrer Art in Nürnberg. Neben all dem behält Dr. Wild das allgemeine Ausstellungsgeschehen im Blick und macht dieses als Kolumnist im Kulturmagazin curt sichtbar.