Neue Spielstätte des Staatstheaters: Gutachterverfahren zur Klärung der Standortfrage
Der Nürnberger Stadtrat stimmte im Dezember 2021 mit großer Mehrheit für die Kongresshalle als Standort für die neue Spielstätte des Staatstheaters. Offen gelassen hatte dieser Beschluss zunächst die Frage nach einem geeigneten Standort für den nötigen Ergänzungsbau mit Bühne, Orchestergraben und Zuschauerraum. Aspekte der Nachhaltigkeit, Zugänglichkeit und Barrierefreiheit, der Wirtschaftlichkeit, des Umwelt- und Naturschutzes, des Naherholungscharakters des Geländes sowie der Erinnerungskultur und der Etablierung von Ermöglichungsräumen für Kunst und Kultur sollten hierbei berücksichtigt werden.
Zur Beantwortung dieser komplexen Standortfrage etablierte die Stadt Nürnberg ein Gutachterverfahren. Nationale und internationale Architekturbüros waren aufgefordert , Ideen für einen geeigneten Standort zu entwickeln und entsprechende Vorlagen für ein Entscheidungsgremium mit Persönlichkeiten aus Architektur, Geschichtswissenschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft einzureichen.
Die Empfehlung des Expertengremiums
Das Expertengremium im Gutachterverfahren „Ausweichspielstätte für die Musik- und Tanztheatersparten des Staatstheaters Nürnberg“ sprach im Juni 2022 die Empfehlung aus, den Ergänzungsbau für die neue Spielstätte der Sparten Oper und Ballett des Staatstheaters im sogenannten Innenhof der Kongresshalle zu platzieren. Das Gremium empfahl weiterhin, den Ergänzungsbau an der nordwestlichen Innenseite des Kongresshallen-Torsos zu verorten. Die Funktionsräume des Theaterbetriebs sollen sich im Bestand der Kongresshalle in Anbindung an den Ergänzungsbau befinden.
Das Gremium zeigte sich mit großer Mehrheit überzeugt, dass die Gesamtwirkung des Innenhofs unwesentlich beeinträchtigt und insbesondere die vom Doku-Zentrum ausgehende, architektonische Intervention von Günther Domenig aus dem Jahre 2001 in ihrer Wirkung nicht geschmälert werde. Der Relevanz der Kongresshalle für die Erinnerungskultur und die Bildungsarbeit werde umfassend Rechnung getragen. Darüber hinaus würden die bisherigen Nutzungen in und im Umgriff der Kongresshalle nicht beeinträchtigt. Sie prägen weiterhin ohne Einschränkung die vielfältige demokratische Nutzung und Aneignung des Geländes.
Der Nürnberger Stadtrat beschloss im Juli 2022 mit großer Mehrheit den vorgeschlagenen Standort des Empfehlungsgremiums als neue Spielstätte.
Votum des Expertengremiums: Der Theaterbau soll im nordwestlichen Bereich des Innenhof verortet werden
Das Expertengremium des Gutachterverfahrens
- Prof. Dr. Norbert Frei, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Prof. Nadja Letzel, Architektin und Studiendekanin; Professorin für Entwerfen und Bauen im Bestand an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
- Dr. Birgit Meyer, Intendantin Oper Köln
- Prof. Dip.-Ing. Architekt Mathias Pfeil, Generalkonservator, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
- Birgit Rapp, Architektin, Amsterdam, Mitglied der Stadtgestaltungskommission der Stadt München
- Dr. Rachel Salamander, Literaturwissenschaftlerin und Publizistin
- Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
- Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, Leiter KZ-Gedenkstätte Flossenbürg; Honorarprofessor an der Universität Regensburg; Direktor Zentrum Erinnerungskultur
- Prof. Dr. Stephan Trüby, Leiter des Instituts für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen an der Universität Stuttgart
Beratung
- Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer, Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; Vorsitzende Wissenschaftlicher Beirat für den Erinnerungsort ehemaliges Reichsparteitagsgelände Nürnberg
- Dr. Axel Drecoll, Direktor Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten; Wissenschaftlicher Beirat für den Erinnerungsort ehemaliges Reichsparteitagsgelände Nürnberg
- Prof. Jens-Daniel Herzog, Intendant Staatstheater Nürnberg
- Werner Karg, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
- Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
- Prof. Dr. Julia Lehner, Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg
- Dr. Oscar Schneider, Bundesminister a.D., Kuratorium Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Ehrenbürger der Stadt Nürnberg
- Daniel F. Ulrich, Planungs- und Baureferent der Stadt Nürnberg
Architekturbüros
Acht renommierte nationale und internationale Architekturbüros folgten der Einladung der Stadt, sich an dem Verfahren zu beteiligen. Deutlich wurde hierbei die internationale Relevanz, die dem Gesamtvorhaben zugeschrieben wird. Die eingeladenen Büros besitzen fundierte Expertise bei der Errichtung von großen, emblematischen und repräsentativen Kulturbauten. Weltweit waren und sind sie beteiligt an Planung und Errichtung großer Opern- und Konzerthäuser und weiterer Kultureinrichtungen.