Atombunker in Nürnberg

Sie sind ein Teil der Stadtgeschichte, der häufig vergessen wird: Die Bunker, in denen ein Teil der Nürnberger Bevölkerung im Falle eines nuklearen Schlagabtauschs zwischen den NATO-Staaten und dem Warschauer Pakt Zuflucht finden sollte. Eine dieser Anlagen liegt mitten in der Innenstadt. Der ABC-Bunker in der Krebsgasse, dessen Eingang im Vorbeigehen kaum auffällt, hätte im Ernstfall 1.885 Menschen in zehn Metern Tiefe Schutz vor radioaktiver Strahlung sowie chemischen und biologischen Kampfstoffen geboten.

Rund ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Krieges wirken solche Bauten ein wenig aus der Zeit gefallen. „Die Frage ist, ob solche Bunker überhaupt jemals Sinn gemacht haben“, sagt Ralf Arnold. Der Vorsitzende des Fördervereins Nürnberger Felsengänge beschäftigt sich viel mit diesen Räumen in Nürnberg. Der Verein setzt sich dafür ein, dass einer der ABC-Bunker im Stadtgebiet als eine Art Museum erhalten bleibt.


ABC-Bunker in der Krebsgasse


Für jüngere Menschen, die die Zeit des Kalten Krieges nicht selbst erlebt haben, könnten die Anlagen das Gefühl der ständigen unterschwelligen Bedrohung erlebbar machen, ist sich Arnold sicher: „Im Schulunterricht erscheint diese Zeit doch sehr abstrakt – es ist ja kaum etwas passiert“. Die beklemmende Atmosphäre in diesen Räumen mache das Gefühl der Unsicherheit und die latente Angst vor einem dritten, atomar geführten Weltkrieg gut vermittelbar.

Wäre dieses Szenario jedoch eingetreten, wäre die Wirkung von Bunkeranlagen wie in der Krebsgasse überschaubar geblieben: Einem direkten oder sehr nahen Einschlag einer Atomwaffe hätten sie nicht standgehalten. Zudem hätten alle Nürnberger Bunker zusammen nur Platz für rund drei Prozent der Stadtbevölkerung geboten – bayernweit waren es sogar nur 1,3 Prozent.

„Und selbst dann hätte ein Aufenthalt im Bunker wohl nur eine Galgenfrist von 14 Tagen bedeutet“, sagt Arnold. So lange hätte der Diesel für die fünf Notstromaggregate der Anlage gereicht. Danach hätte die Bunkerbesatzung an die Oberfläche zurückkehren müssen: „Was dann passiert wäre und was sie dort oben erwartet hätte, kann niemand sagen“, so Arnold.


Atombunker unter dem Verkehrsmuseum

Auch unter dem Verkehrsmuseum führen Stufen zu einem Bunker. Im Gegensatz zum Bunker in der Krebsgasse war dieser sogar einmal in Betrieb: Bereits 1938 richtete die Deutsche Reichsbahn hier eine unterirdische Leitstelle ein. Während des Zweiten Weltkriegs regelten von hier aus Bahnmitarbeiter den Zugverkehr in Franken, der Oberpfalz und Niederbayern. Sie arbeiteten, wohnten und schliefen unter Tage.

Nach dem Krieg wurde die Anlage zum ABC-Bunker umgebaut. Im Falle eines Atomkrieges hätten Bahnmitarbeiter von hier aus den oberirdischen Zugverkehr steuern sollen. Insgesamt wäre Platz für hundert Mitarbeiter gewesen. Überlebt hätten sie im Bunker allerdings nur zwei Wochen – länger hätten die Vorräte und die Frischluft nicht gereicht.


ABC-Bunker im Verkehrsmuseum


Mehr zum Thema

URL dieser Seite
<http://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/atombunker_krebsgasse.html>