Ein Tag mit der Christkindbetreuerin

Christkindbetreuerin Susanne Randel sitzt mit Christkind Rebecca Ammon am Morgen des Eröffnungstags in einem Café.

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Damit alles glatt läuft, hört die berühmteste Weihnachtsbotschafterin Nürnbergs vor allem auf eine: Susanne Randel aus dem Amt für Kommunikation und Stadtmarketing.


Ein paar aufmunternde Worte, „toi, toi, toi!“, das wars. Mehr kann sie nicht tun. Dann heißt es warten und bangen. Drei Minuten, 20 Sekunden lang. Dann hört man in der Frauenkirche und unten auf dem Christkindlesmarkt die letzten Worte des Prologs: „Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein.“ Endlich weicht auch bei Christkindbetreuerin Susanne Randel die Anspannung des ganzen Tags der Freude darüber, dass es reibungslos geklappt hat. Ziemlich zumindest.

„Das Schlimmste wäre, wenn sich ein Christkind verhaspelt. Nicht wegen des Fehlers, sondern weil das dann in den sozialen Netzwerken so breitgetreten würde“, findet Susanne Randel. Zum Glück hat Rebecca Ammon den Prolog fehlerfrei und sicher vorgetragen. Wobei – mit Glück hat das weniger zu tun. Eher mit guter Vorbereitung. Zwar kann Rebecca Ammon den Prolog schon seit ihrer Kindheit, denn so lange träumt sie schon davon, dieses Amt zu übernehmen. Aber seit ihrer Wahl im November hat sich das Training intensiviert.

Damit alles glatt läuft, vom Sprachtraining, Anproben, über Interviews bis hin zu den Auftritten, hört die berühmteste Weihnachtsbotschafterin Nürnbergs vor allem auf eine: Susanne Randel aus dem Amt für Kommunikation und Stadtmarketing. Rund drei Monate beschäftigt sich die Verwaltungsangestellte größtenteils damit, dass die rund 160 Termine in der Adventszeit problemlos über die Bühne laufen. Allen voran natürlich die Eröffnung des Christkindlesmarkts, wie immer am Freitag vor dem ersten Advent. Außerdem ist sie als Haushaltssachbearbeiterin unter anderem für den Haushaltsplan und das Controlling des Amts zuständig.


10 Uhr – noch 7,5 Stunden bis zur Eröffnung

Der große Eröffnungstag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstücksbrunch in familiärer Runde. Susanne Randel und Rebecca besprechen im gut besuchten Café in der Innenstadt dabei nochmal den Tagesablauf: Interviews, Sternenhaus, weitere Interviews, Tonprobe, Maske, Prolog. Der Tag ist vollgepackt mit Terminen – das hat einen positiven Nebeneffekt. „Das Christkind ist dann den ganzen Tag beschäftigt und die Aufregung kommt erst in der Maske“, sagt Susanne Randel. „Wenn das Mädchen aufgeregt ist, bin ich das auch.“

Doch für solche Gedanken bleibt nicht viel Zeit. Der Medienrummel ist rund um die Markteröffnung besonders groß, und so beantwortet das Christkind noch am Frühstückstisch die ersten Fragen von einer Reporterin der „Nürnberger Nachrichten“ und lächelt in die Kamera der Fotografen. Susanne Randel erklärt währenddessen, wann und wo die Medienvertreterinnen und -vertreter an der Frauenkirche sein müssen, um schon während der Tonprobe Fotos machen zu können. Schon weit im Vorfeld plant Susanne Randel die Reihenfolge der Termine so, dass das Christkind möglichst ohne Umwege von A nach B kommt. Fahren müssen aber weder Rebecca noch ihre Betreuerin: Für die Weihnachtszeit stellt die Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) dem Christkind jedes Jahr das „Christkind-Mobil“ samt Fahrern zur Verfügung. Vom Staatstheater zur Frauenkirche begleitet es an diesem Abend sogar eine Polizeieskorte mit Blaulicht.


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12 Uhr – noch 5,5 Stunden bis zur Eröffnung

Zunächst geht es allerdings zu Fuß zu einer Vorbegehung ins Sternenhaus. Sechs Mal ist das Christkind in der heuer besonders kurzen Adventszeit zur Märchenstunde im Sternenhaus im Heilig-Geist-Spital. Susanne Randel kann bei seinem ersten Auftritt in der nächsten Woche nicht dabei sein, weil sie Rebeccas Vorgängerin Barbara Otto zu einem Auslandstermin nach Brüssel begleitet. Deshalb erfährt Rebecca schon heute, wo sie den Kindern vorlesen wird, Wunschzettel entgegennimmt und durch welchen Ausgang sie das Gebäude Richtung Kinderweihnacht verlassen soll. Außen auf der Kinderweihnacht auf dem Hans-Sachs-Platz klingelt das Handy von Susanne Randel. „Kann ich dich in einer halben Stunde anrufen?“, fragt sie ihre Gesprächspartnerin. Heute ist es nicht leicht, telefonisch bei Susanne Randel durchzukommen.


14 Uhr – noch 3,5 Stunden bis zur Eröffnung

Zurück im Büro am Fünferplatz 2 erledigt sie Anrufe, checkt ihre Mails und begleitet das Christkind zu einem Interview für den Hörfunk. Anschließend geht es zu Fuß zur Tonprobe auf die Empore der Frauenkirche, wo Rebecca nun ein Gedicht statt des berühmten Prologs vorträgt. Die Tonprobe verläuft gut, unten auf dem Christkindlesmarkt hat sich eine kleine Menschentraube gebildet, die zuhört und applaudiert. Ein Kamera-Team platzt unangekündigt in die Frauenkirche. Weil die Sicherheit des Christkinds und des Markts oberstes Gebot sind, müssen sich Medienvertreter vor dem Eröffnungstag anmelden. Ausnahmen? Fehlanzeige. Susanne Randel erklärt dem Team freundlich aber bestimmt, dass sie leider zu spät gekommen sind – direkt im Anschluss an die Probe kontrolliert die Polizei die Kirche mit einem Sprengstoffhund. Das Kamerateam ist nicht begeistert, gibt sich aber schließlich doch geschlagen.

Seit 1969, als das Christkind erstmals für zwei Jahre in einer Wahl ermittelt wurde, gehört die Betreuung zu den Aufgaben des Kommunikationsamts. Susanne Randel arbeitet seit 1992 für die Stadt Nürnberg. 2013 hat sie die Aufgabe von ihrer Vorgängerin Edith Kerndler-Hamburger übernommen. Rebecca Ammon ist für sie das dritte Christkind nach Teresa Treuheit, die von 2013 bis 2014 Christkind war, und Barbara Otto, die 2015 und 2016 das goldene Gewand trug. Die Zusammenarbeit mit den jungen Frauen macht ihr besonders Spaß, auch wenn das manchmal heißt, von frühmorgens bis spätabends unterwegs zu sein: „Es ist schön, zu sehen, wie die Mädchen an ihren Aufgaben wachsen“, sagt sie.


15.30 Uhr – noch 2 Stunden bis zur Eröffnung

Während Rebecca rund zwei Stunden vor der Eröffnung in einer Garderobe des Staatstheaters von der Maskenbildnerin Helke Hadlich geschminkt wird, erzählt Susanne Randel von ihren ersten Jahren als Betreuerin. „Natürlich klappt auch bei der Organisation einiges besser als noch 2013“, erinnert sie sich. Damals, in ihrem ersten Jahr, wäre beinahe ein Unglück passiert. Sie hatte die neu angefertigte, leichtere Krone des Christkinds nach einem Fototermin unter ihrem Tisch im Presseamt verstaut. Da lag sie auch, als sie am großen Tag im Staatstheater auf den Kopf von Christkind Teresa Treuheit gesetzt werden sollte. „Da ist mir fast das Herz stehen geblieben“, gesteht Susanne Randel. Und weil der Ärger an jenem Eröffnungstag noch nicht groß genug war, waren auch das kleine schwarze Kästchen mit dem Mikrofon-Stecker und die Sicherung, mit der das Christkind auf dem Balkon befestigt wird, kaum aufzufinden. Dank engagierter und flinker Kollegen konnte die Katastrophe aber noch abgewendet werden und das Christkind den Prolog gesichert, mit Krone und mit Mikrofon vortragen.

„Gut, dass wir heute alles haben“, sagt sie, dreht sich beim Verlassen der Garderobe nochmal um und entdeckt gerade noch das Kästchen mit dem Stecker vor dem Schminkspiegel. „Allmächd!“, entfährt es ihr.


17.46 Uhr – Der Christkindlesmarkt ist eröffnet

Die Freude und Erleichterung nach der gelungenen Markteröffnung ist nur von kurzer Dauer. Direkt im Anschluss muss Susanne Randel die in der Frauenkirche anwesenden Fotografen hinaus auf die Empore führen, damit sie ein Bild vom Christkind mit dem Markt im Hintergrund machen können. Wenige Minuten später will ein Fernsehsender noch in der Kirche ein Live-Interview mit Rebecca und unten warten schon Dutzende Kinder auf das Christkind. So beginnt sie, die „stade Zeit“. Aber nicht für Susanne Randel.

Text: Johannes Sporrer, Fotos: Christine Dierenbach


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