Ein Tag mit dem Sachbearbeiter Märkte

Dominik Gräser von den Nürnberger Märkten beim Frühjahrs-Trempelmarkt.

Dominik Gräser von den Nürnberger Märkten beim Frühjahrs-Trempelmarkt. Sein Job: Chaos-Bändiger beim größten Innenstadt-Flohmarkt Deutschlands. Da bleibt keine Zeit zum „Googern“.


Unterteilt rotes Klebeband das Innenstadtpflaster in hunderte kleine Rechtecke, wissen Eingeweihte Bescheid: Die Invasion steht bevor! An einem frühen Freitagnachmittag im Mai 2023 gibt es für mehr als tausend Flohmarkt-Händlerinnen und -Händler kein Halten mehr: Bepackt mit Kartons, Tüten und Koffern voller Nippes, Kleidung, Antiquitäten und Kuriositäten stürmen sie von allen Seiten zu den markierten Standplätzen. Selbst Sprühregen kann sie nicht abhalten. In kürzester Zeit ist die Fußgängerzone voller Verkaufsstände. Zwischen denen blitzschnell zigtausende Menschen wuseln. Mittendrin im Gewühl: Dominik Gräser von den Nürnberger Märkten. Gräser ist seit August 2022 Sachbearbeiter Hauptmarkt und Spezialmärkte bei der Dienststelle Nürnberger Märkte. In dieser Funktion hat er erstmals den Herbst-Trempelmarkt 2022 betreut. Sein erster Frühlings-Trempelmarkt ist gleich ganz besonders: der 100. Trempelmarkt überhaupt. Trotz des Jubiläums ist der 23-Jährige kein bisschen aufgeregt. Sachlich-cool kümmert er sich um die 1001 Anliegen, die, per Telefon oder persönlich, an ihn herangetragen werden.


„Mädchen für alles“

Sein Tag hat früh am Morgen in der Dienststelle in der Leyher Straße begonnen. „Ich habe im Vorfeld noch viele E-Mails beantwortet mit Fragen von Händlern.“ Um 10.30 Uhr geht es in der Stadt weiter. In der grün-schwarzen Jacke mit dem Logo der „Nürnberger Märkte“ fällt er auf. Auf dem Hauptmarkt wird er von einer älteren Frau gestoppt: „Sie gehören hier hin, ne? Ich wollte nur wissen, ob hier mein Platz ist“, sagt sie und hält ihm ihr Zulassungspapier hin. „Ja, Hauptmarkt-Südseite. Schauen Sie, hier ist Ihre Standfläche“, sagt er und führt die Händlerin zu dem sechs Quadratmeter großen Rechteck mit der Platznummer 4.

„Ich bin heute Mädchen für alles“, lacht er und zieht weiter zur Buskehre in der Spitalgasse. Dort trifft er das Team des Sicherheitsdienstleisters „SecOne“. Die sind seit Tagen im Einsatz, um die Standflächen abzukleben. Einige Markierungen fehlen noch, doch wegen des Regens hält das Klebeband nicht auf dem Pflaster. Da hilft nur noch der Griff zu Kreide und Spraydose. Ohne das SecOne-Team wäre die Arbeit nicht zu schaffen.

Die Nürnberger Märkte, ehemals bekannt als Markt- und Landwirtschaftsbehörde, ist eine der kleinsten Dienststellen der Stadt. „Wir haben nicht genügend Personal, um solche Events allein zu stemmen“, betont der Verwaltungsfachangestellte, der seit 2019 dort arbeitet und derzeit berufsbegleitend den Beschäftigtenlehrgang II für den gehobenen Dienst absolviert.


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Auf der Polizeiwache

Der nächste Gang – in Begleitung seines Chefs Marco von Dobschütz-Dietl und seiner Abteilungsleiterin Nicole Mohr – führt in die Rathauswache: Sicherheitsbesprechung mit der Polizei. „Wir behalten die Parkverbote und den Verkehr im Blick“, sagt der Leiter der Wache, Hauptkommissar Odin Loos. Neuralgische Punkte, an denen es oft Probleme gibt, werden erläutert, ebenso der Sperrplan für die Zu- und Ausfahrten zur Fußgängerzone oder die Ausnahmegenehmigungen für Gemüsehändler und Lieferverkehr. Nach einer halben Stunde Besprechung unternimmt das Trio einen ersten Kontrollgang zum Lorenzer Platz, immer wieder unterbrochen vom Klingeln des Telefons: „Nürnberger Märkte, Gräser, was kann ich für Sie tun?“

Um 14.30 Uhr wird es ernst: Elf Beschäftigte des Marktamts treffen sich zur Einweisung am Schönen Brunnen. Das Team wird Freitag und Samstag durch die Stadt streifen, um zu kontrollieren, ob die Trempelordnung eingehalten wird. Wer seinen Stand über die Markierung hinaus vergrößert, muss Standgebühr nachzahlen oder den Stand zurückbauen. „Das Spray sieht man nicht so gut wie das Klebeband. Das hat der Regen zum Teil abgewaschen und die Platznummern sind nicht gut zu erkennen“, warnt Gräser vor möglichen Schwierigkeiten.

Um 15 Uhr baut das Marktamt-Team einen Pavillon vor der Frauenkirche auf – ein einmaliges Ereignis anlässlich des 100. Trempelmarkts. Stehtische, ein Glücksrad und Gewinne werden aus dem Rathaus Hauptmarkt 18 herangeschafft. Weil die Jubiläumsaktion erst um 16 Uhr startet, vertröstet er verfrühte Glücksritter: „Sie können schon mal eine Wartemarke ziehen“, scherzt er, und hat die Lacher auf seiner Seite.


15 Kilometer kommen zusammen

Gleich darauf wird er wieder ernst: Ein Gemüsehändler des Grünen Markts beschwert sich, dass ihn die Security nicht auf den Hauptmarkt fahren lässt, um seinen Stand abzubauen. Dominik Gräser begleitet den Mann zum Security-Posten am Obstmarkt. „Die Hauptmarkt-Händler dürfen jederzeit reinfahren“, erklärt er dem Mann. Von 16 bis 17 Uhr betreut der Sachbearbeiter gemeinsam mit seinem Chef das Glücksrad, händigt Preise aus, beantwortet Anfragen. Nach Schichtwechsel zieht er durch die volle Fußgängerzone, schiebt sich durchs bunte Treiben. Ein prüfender Blick hier, ein Schwätzchen dort. Zu beanstanden gibt es kaum was. Also zurück zum Hauptmarkt.

Dort dreht sich noch immer das Glücksrad. Es rotiert bis in die Nacht, dann ist auch der letzte Preis abgeräumt. Der Markt selbst geht bis Mitternacht. Ein Kontrollgang wartet noch auf Dominik Gräser: „Das werden locker 15 Kilometer oder mehr. Da kommt ordentlich was zusammen“, sagt er.

Text: Thomas Meiler Fotos: Christine Dierenbach


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Rund 11.500 Menschen arbeiten bei der Stadt. Aber was genau tun sie eigentlich? Unsere Serie „Ein Tag mit…“ lässt Sie hinter die Kulissen der Stadtverwaltung blicken. Wir zeigen, wo Menschen für die Stadt im Einsatz sind.


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